Dieses Standardwerk erklärt uns alles rund um Bier. Es fängt mit der Geschichte dieses sehr, sehr, seeehr alten Getränks an, erklärt alle Zutaten und deren Unterschiede, den Brauvorgang (inklusive einiger Rezepte), welche Bierstile es gibt und wie sie sich unterscheiden, gibt uns ein paar klare Worte zum Unsinn des Reinheitsgebotes mit auf den Weg (und wie große Industriebrauer es erfüllen, während sie gleichzeitig Dinge tun, die keinem Bierfreund ernsthaft gefallen).
Und natürlich ist das Buch auch ein Statement für eine „neue Bierkultur“, wie es der Untertitel bereits andeutet. Der Autor Oliver Wesseloh ist Gründer der Kehrwieder Kreativbrauerei und damit nicht nur beruflich gesehen Vorreiter und Vertreter dieser „neuen Bierkultur“, sondern lebt das einfach durch und durch.
Das ist okay, auch wenn es hier und da ein bisschen hipsterhaft rüberkommt. Was ihn treibt ist nicht, irgendwas abgedreht exotisches zu fabrizieren und spürbar ist der Sinn dieses Buches auch nicht, sein eigenes Bier zu verkaufen. Ihm geht es darum, zu zeigen, worauf es bei Bier eigentlich ankommen sollte – und wo hier Differenzen dazu bestehen, wie es aktuell wahrgenommen wird.
Und das ist ein erstmal absolut berechtigtes und ehrenwertes Anliegen. Wesseloh wirft dabei Fragen auf wie, warum es eigentlich Weinkarten, aber keine Bierkarten gibt.
Das Buch ist von 2015 und wahrscheinlich war die Frage damals noch etwas irrer als sie es heute ist. Heute gibt es zumindest in größeren Städten eine Menge Bierbars, es gibt aber auch auf dem Dorf hier und da bereits sowas wie eine Bierkarte – und wenn schon nicht eine ganze Karte, dann immer öfter wenigstens irgendein besonderes Bier aus dem Zapfhahn, zusätzlich zum üblichen 08/15.
Manche Informationen sind zwar nicht mehr ganz aktuell. Einige der damals ganz neu gegründeten Brauereien, die er vorstellt, gibt es inzwischen schon einfach schon nicht mehr. Auf der anderen Seite ist das Sortiment in den Supermärkten aber seitdem auch wesentlich besser geworden, was Bier betrifft.
Luft nach oben gibt es da immer noch reichlich, so dass der Grundtenor des Buches, eben der Aufbruch in eine neue Bierkultur, immer noch aktuell ist.
Aber wir erhalten neben diesen leicht missionarischen aber trotzdem interessanten Anflügen mit diesem Buch gleichzeitig auch einen schönen Überblick zum Thema Bier, der es fast zu einer Art Standardwerk macht.
Jedem, der etwas über das Thema Bier lernen möchte, kann man dieses Buch wärmstens empfehlen. Es ist dabei fast egal, welche Aspekte einen besonders interessieren, denn hier steht alles drin. Nicht alles in unglaublich detaillierter Ausführung, sondern als gut lesbarer Überblick. Für die weitere Vertiefung enthält es am Ende dann noch einige gute Literaturtipps bereit.